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AUTORIN

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Hannah Oppolzer ist eine österreichische Schriftstellerin aus Baden bei Wien. 2023 erschien ihr Debütroman Verpasst beim Braumüller Verlag, der 2024 in die 2. Auflage gegangen ist. 

Geboren 1999, studierte sie Deutsche Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien und den Master Literarisches Schreiben und Lektorieren in Hildesheim. 

Für ihre Texte wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Anerkennungspreis für Literatur Baden bei Wien 2024, dem LitLab-Stipendium 2024/25 vom Literarischen Zentrum Göttingen, dem Kulturpreis des Rotary-Clubs Baden 2024, zahlreichen Arbeitsstipendien des Bundesministeriums für Kunst und Kultur Österreich und Aufenthaltsstipendien in Italien. 

In ihren Romanen greift sie gesellschaftsrelevante Themen der Gegenwart auf und verflechtet in multiperspektivischen Erzählsträngen unterschiedliche Blickwinkel. Daneben schreibt sie seit ihrem 13. Lebensjahr an einer dystopischen Romantrilogie für junge Erwachsene.

Sie lebt in Baden bei Wien und schreibt an ihrem nächsten Roman. 

Hannah Oppolzer im Interview mit &radieschen

 

Welche Textgattung bevorzugst du?

Am liebsten schreibe ich Prosa, bevorzugt Romane. Ich bin schlecht darin, mich kurzzufassen und konstruiere gerne Plots für lange Texte. Meine große Leidenschaft gilt dem Schreiben von Dystopien. Die ersten Fassungen sind bei mir meist sehr, sehr lang und müssen im Überarbeitungsprozess gründlich gekürzt und verdichtet werden.

 

Was hat dich zum Schreiben bewegt?

Da ich schon immer geschrieben habe, ist die Frage schwer zu beantworten. Ich weiß nicht mehr, warum ich angefangen habe, wahrscheinlich aus Spaß und Neugierde. Schreiben ist für mich mein ganz intimer Spielplatz, auf dem ich mich austoben und meiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Nichts erfüllt mich sosehr, wie eine Idee in Worte zu verwandeln und einen guten Plot oder aussagekräftige Sätze zu konstruieren.

 

Gibt es Themen, die dich als Autorin besonders interessieren?

Ich schreibe gerne über Figuren, die sich sehr gut in ihrer Welt auskennen und tief in ihrer Lebensrealität verwurzelt sind – nur um dann abrupt rausgerissen zu werden und ihr Leben zu hinterfragen beginnen. Trügerische Sicherheiten und auf den Prüfstand gestellte Überzeugungen. Und über Figuren, die mit der Lebensphase hadern, in der sie sich gerade befinden und die sich von gesellschaftlichen Normen eingeengt fühlen.

 

Gibt es etwas, das dich beim Schreiben besonders inspiriert? Woher kommen deine Ideen?

Oft inspirieren mich Songtexte und Melodien oder der Schreibstil eines Romans, der mich beeindruckt. Am meisten Inspiration schöpfe ich in der Natur, auf langen einsamen Waldspaziergänge mit meinem Hund. Die Ideen brechen meist sehr spontan und unerwartet aus mir heraus. Oft sind es Themen, die schon länger unter der Oberfläche in mir gebrodelt haben, ohne, dass ich mir dessen so richtig bewusst war.

 

Wo schreibst du am liebsten?

Am (aufgeräumten!) Schreibtisch, in einem ruhigen Café, in meinem Garten unter der Birke und im Zug – da ist alles in Bewegung, was meinem Schreiben guttut. Und die vielen Verspätungen der Bahn verlängern die Schreibzeit, wenn ich schon im Zug sitze!Zu welcher Tageszeit schreibst du am liebsten?Am besten schreibe ich, wenn ich am selben Tag keine andere Arbeit mehr habe. Daher gerne an freien Tagen gleich nach dem Aufstehen bis in den Nachmittag hinein. Oft aber erst am Nachmittag oder Abend, wenn andere Projekte, Jobs oder Uni für den Tag abgeschlossen sind. Wenn mein Kopf voller unerledigter Dinge ist, kann ich nicht kreativ werden. Dafür muss ich loslassen können. Wichtig ist auch eine gewisse Struktur in meinem Alltag, auch wenn sich Text natürlich nicht auf Knopfdruck schreiben lassen.

 

Was tust du, um eine Schreibblockade zu lösen?

Meistens hilft es, darüber nachzudenken, warum die Schreibblockade entstanden ist. Nur wenn ich weiß, wo das Problem seine Wurzeln hat, kann ich es auch lösen. Schreibblockaden haben bei mir immer einen Grund – ob beim Plot irgendetwas nicht passt, mich die Figurenkonstellation vor Herausforderungen stellt oder ich die Figuren noch nicht gut genug kenne. Es hilft auch, gute Romane zu lesen, die mich inspirieren und sich dabei die Frage zu stellen, wie die Autor*innen gearbeitet haben, um diese und jene Wirkung beim Lesen zu erzeugen.

 

Was liest du gerade?

„Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl, schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Dieses Buch enthält alles, was für mich einen guten Roman ausmacht: Interessante Themen, Detailgenauigkeit, Figuren mit großem Handlungspotenzial, Sozialkritik und eine unfassbare Sprachgewalt. Ich könnte mir jeden zweiten Satz anstreichen!

 

Welches Buch sollte deiner Meinung nach jede:r lesen?

Ich finde nicht, dass es ein Buch gibt, dass alle lesen sollten – dazu sind die Menschen und ihre Interessen viel zu unterschiedlich! Ein Buch, dass ich allerdings allen empfehlen kann, ist „Stummes Echo“ von Susan Hill, ein sehr kompakter, detailgetreu komponierter Roman, der beim Lesen ganz viel in mir auslöst. Sehr ans Herz legen möchte ich allen Menschen, die gerne lesen, „Frauenliteratur“ von Nicole Seifert. Darin geht sie der Frage nach warum auf unseren Leselisten so wenige Autorinnen stehen und was wir dagegen tun können.

© 2025 Hannah Oppolzer
© Daria Brabanski www.NORDSTADTLICHT.com (Fotos)

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