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Haikus

aus dem Knospenmund
perlend frühlingsjunger Tau
in stillen Wirbeln


spät fiel uns auf, dass
wir von unsren Plänen im
Konjunktiv sprachen


die Geistersteine
aufgetürmt im Nebelrauch
Wachposten am Fluss


heut hängt die Sonne
ihr milchiges Antlitz blau
an Tannenspitzen


reißt der Winterwind
an Fensterläden und Tür
ein letztes Fordern


Farnfächer am See
gespaltetes Licht und dort:
Wasserrillen grün


aus dem Puppenhaus
ihrer Kindheit geworfen
ohne Fallschirmdach


Nebelgesichter
wie gezeichnete Fratzen
über den Tälern


sag mir, verlässt du
diese schöne neue Welt
für die Wirklichkeit?


wo bleibt die Freiheit
wenn wir die Mauern nicht sehn
die uns umschließen


siehst du die Kuppel
gegen die wir nicht hämmern
der Schneekugelwelt?


hab ich mir gewünscht
an Gottes Wort zu glauben
in manch einsam Nacht


bis ins Abendland
steigen ihre Traumbilder
in prächtigem Stoff


auf offenem Feld
tanzt von buntem Stoff umgarnt
des Nachbarn Tochter

Veröffentlicht in PAPPELBLATT – Zeitschrift für Literatur, Menschenrechte und Spiritualität

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