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Residency in Italien

Aufenthaltsstipendium im CASA LITTERARUM und DOMUS ARTIUM

Den März 2023 habe ich  in Paliano (Italien) verbracht, um mich meinem aktuellen Roman zu widmen. Ein großer Dank geht an dieser Stelle an die Österreichische Gesellschaft für Literatur und an das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, die mir den Aufenthalt im "Casa Litterarum"  ermöglichen!


Auch den Mai 2023 habe ich in Paliano verbringen dürfen, um zu schreiben. Und zwar direkt im Nachbarhäuschen! Hierfür möchte ich mich bei der Literaturedition NÖ und dem Land Niederösterreich bedanken, die dieses Aufenthaltsstipendium im "Domus Artium" vergeben!

Paliano

30 Tage Paliano – das ist 30 Tage Vakuum: Schreiben ohne störende Einfälle des echten Lebens, Leben wie eine Einsiedlerin in der Fremde, Schreiben, weil es das Einzige ist, das man dort tun kann und das, weswegen man ja schließlich auch hergekommen ist. Was man auch tut, alles hängt irgendwie mit dem Schreiben zusammen. Selbst, wenn man einmal nicht schreibt.


Dann möchte man nämlich etwas erleben, scheitert aber an der Komplexität des italienisches Bussystems. Eine Fahrkarte? Kann man hier nicht kaufen. Buspläne? So etwas gibt es nicht. Man geht also mit Notizbuch und Kopfhörern bewaffnet aus dem Haus und lungert 50 Minuten vor dem Einfahrtstor herum, bereit, jeden Augenblick wild mit den Händen fuchtelnd auf die Straße zu springen, wenn der Bus dann doch alle heiligen Zeiten mal um die Kurve fährt. Man lernt, Gesten einzusetzen, um zu bekommen was man will, besonders wenn man keine Italienischkenntnisse hat und sich aus mangelndem Sprachvermögen ständig nur bedankt.


Man kann jetzt natürlich sagen: Das entschleunigt das Leben. Eine Stunde auf einen Bus zu warten, von dem man nicht mal weiß, ob er überhaupt existiert, zwingt dir eine Langsamkeit auf, die einem ganz neue Seiten entlocken kann. Einkaufen wird zum Tagesprojekt, ein Ausflug ins Ortszentrum zum Wagnis. Tiefkühlware scheidet aufgrund des ungewiss langen Heimwegs von Vornherein aus. Da wird richtig viel Adrenalin durch den Körper gepumpt, das man dann abends am Schreibtisch gut gebrauchen kann.


Bei Spaziergängen zwischendurch trifft man dann auf allerlei Kuriositäten: Riesige Schafherden mit zutraulichen Hirtenhunden oder uralte Schädelknochen in Flüssen, Spazierwege à la Jane Austen mit gewaltigen Wasserlacken, in denen der gespiegelte Himmel realer aussieht als der echte. Ende März kann man auch schon mal ein kleines Picknick wagen, muss aber damit rechnen von einem plötzlich aufkommenden Gewitter verscheucht zu werden.


Nicht nur das Leben in Paliano, sondern auch der Ort an sich ist ein Vakuum. Vollkommen von der Welt abgeschnitten funktioniert alles nach seinen eigenen Regeln. Die Zeit dehnt und strafft sich ganz nach ihrem Belieben. Die Gewitter entfaltet sich in zehn Sekunden, dafür steht die Uhr an der Bushaltestelle still.


Dazwischen ich, an meinem Schreibtisch am Fenster, vor mir ein Zettelchaos, in mir ein Wörterchaos und am Laptop etwas, das mal ein Roman werden soll und bei diesen Umständen die besten Voraussetzungen hat, tatsächlich einer zu werden.

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